Rhône und Pyrenäen

 

 

  

Covid liess unsere Pläne stocken - doch jetzt lassen wir es wieder rocken

 

Von der Quelle der Rhône zum Mittelmeer und über die Pyrenäen nach Biarritz

 

Start: 18. Juni -  8. Juli

 



Genug von Inzidenz, Positivitätsraten, Herdenimmunität, Astra Zeneca, Lockdowns, Beizenverboten etc. etc. 

Das innere Feuer ist entfacht; ja es lodert bereits; es kribbelt; die Vorfreude ist gross und auch unsere „Wädli“ fordern „keine Gnade für die Wade“.

Für 3 Wochen werden Damian und ich in Zug starten den Furkapass hochfahren und dort, dem Ursprung der Rhône, bis zum Rhônedelta (mit MUST Abstecher über den Mont Ventoux) an das Mittelmeer radeln um uns anschliessend durch die Pyrenäen über 18 Alpenpässe (darunter Tour de France Perlen wie den Col d’Aspin, Col du Tourmalet, den Col d’Aubisque etc.) zu „quälen“, bevor wir in Biarritz den Atlantik begrüssen. Während Damian weiter Richtung Portugal mit Endziel Lissabon radelt, begebe ich mich auf den Heimweg (mit dem Zug).

Total ergibt dies von Zug bis Biarritz 2’300 Kilometer und 27’000 Höhenmeter oder täglich im Durchschnitt 115 Kilometer und 1’350 Höhenmeter. 

Es bleibt uns also genug Zeit, die Schönheiten der Städte wie Lyon, Orange, Avignon, Arles etc zu besuchen; die kulinarischen Köstlichkeiten in Lyon, die Weingebiete des Burgunds und Beaujolais zu geniessen, die Landschaften bis hin zur Camargue zu bestaunen und natürlich den Spuren der TdF durch die Pyrenäen zu folgen.

Wie üblich werde ich täglich über unsere Tour berichten… aber schaut es euch erst am Folgemorgen an, denn das Update wird erst gegen 23.00 Uhr bereit sein… und zu dieser Zeit seit ihr eh alle schon im Tiefschlaf!

 

Die Pässe: Furkapass, Mont Ventoux, Col de la Brousse, Col d’en Xatard, Col de Palomère, Col de la Quillana, Col de Creu, Col de la Llose, Col de Puymorens, Col de Port, Col de Péguère, Col de Portet d’Aspet, Col des Ares, Col de Peyresourde, Col d’Aspin, Col du Tourmalet, Col de Buret, Col d’Aubisque, Col de Marie Blanque, Col d’Osquiche, Col d’Ispeguy

 


Tag 1: Top Auftakt zur Quelle der Rhone

Ausgeschlafen? Nicht wirklich, denn 04.45 nervte der Klingelton. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte die traumhaften Voraussetzungen für unsere erste Etappe. 
06.00 bei Damian und dann mit dem Sonnenaufgang dem Zugersee entlang, um die Rigi, nach Flüelen. Auftanken in Amsteg, bevor es 1‘900 Höhenmeter zum Furkapass zu bewältigen gab. Da derPass erst heute um 11.00 Uhr geöffnet wurde, konnten wir zahlreiche Raser mit Porsches „bestaunen“…  Shakiri & Co waren aber nicht dabei… nur die Coiffeuse 🤣.

Und dann waren wir da: Quelle der Rhone👍 Wermutstropfen: krass wie der Rhonegletscher dahinschmilzt ☹️

Der Rest war Dessert: Speed Fahrt nach Oberwald und Beine lockern auf der Fahrt der Rhone und den blühenden Wiesen entlang nach Münster, dem Etappenziel. 

Trotz Bier bin ich früh mit dem Rapport fertig. Ich weiss ja nicht, ob ich nach dem Baschi Grill- und Weingenuss noch „Bock“ aufs Schreiben habe.

Tag 2: Münster nach Saint Maurice

Das Goms runter bis zur Abzweigung Grengiols bescherte uns eine high speed Fahrt. Der kurze Aufstieg nach Grengiols und die Fahrt über dem Tal nach Mörel abseits vom Verkehr war Klasse. 

Vorbei an der Kirche und Ruhestätte von Rainer Maria Rilke gings zu 99% auf Rad- oder sehr spärlich befahrenen Strassen weiter nach Leuk ins Beinhaus der Stephanskirche. Nein, es sind nicht Tote von Seuchen und Kriegen. Es sind verstorbene, die auf dem Friedhof keinen Platz fanden. Ein eindrückliches Erlebnis: dunkel der Tod im Beinhaus und dann der Blick nach draussen: Leben, Farben und Wachstum.

Nun hiess es Kopf runter der Rhone entlang radeln bis uns ein idyllisches Seelein zur Abkühlung einlud. 

Rebberge, das Schloss Valère in Sitten und die stetig anwachsende Rhone sorgten für Abwechslung bis Saint Maurice. Ein kühles Blondes, eine verdiente Dusche und dann die Feengrotte bestaunen. 

Zum Abschluss: die verbrauchten Kalorien ersetzen und geniessen. Die Spitex war zur Stelle, verpasste Damian einen Esslatz und verhinderte damit, dass die spärlich mitgeführte Wäsche schon gereinigt werden musste… 🤣



Tag 3: Saint -Maurice - Genève… verkürzt😣

Heute ging es zu den „les bleus“. Der weiter anschwellenden Rhone entlang am linken Genferseeufer folgend nach Evian, Thonon-les-bains, Yvoire nach Genève. 

Herausragend die Routenführung bis zum Genfersee und ab der Grenze auf der Via Rhona. Perfekt beschildert! 
Klar, wir mussten uns an der Grenze mit Covid Impfbestätigung etc ausweisen… Spass beiseite: so was interessiert die Franzosen offensichtlich nicht 🥴
Grandios das Château de Ripaille, der Urlaubsflaire in Thonon-les-bains und das schmucke, mittelalterliche (Festungsanlage und Zeuge der Vergangenheit) und mediterrane Stimmung versprühende Yvoire 👍

Der Gewitterradar und die Unwetterwarnungen liessen uns am Erreichen des Tagesziels zweifeln. Genf erreicht und dann gings los… dh sollte es losgehen…. leider ist die Verlässlichkeit dieser Prognosen bescheiden. Jedenfalls schien nach kurzer Schauer wieder die Sonne… aber die nächste Front kommt genau auf unserer weiter geplanten Route auf uns zu 😫

Entscheidung: Etappe beenden und geniessen… die 60 km holen wir wieder ein 💪



Tag4: Genève - Saint Genix-sur-Giers

Ich liebe ja Städte wie Genf, aber dem Weg der Rhone zu folgen glich einem Labyrinth und verlangte höchste Konzentration, dass man keine Abzweigung verpasste… dazu der Verkehr, die Tramschienen und die ortskundigen E-Biker 😤

Dann ging es los: Schweizer „Weg der Rhone“vs Französische „via Rhona“ oder cross country vs gepflegte Radwege. Fazit für heute: der EM Titel gehört Frankreich und nicht der Schweiz - vive la France ( siehe Bild Strassenbelag bei Grenzübertritt) 👏

Die Landschaft, die Weite und die Begleitung der Rhone versetzen mich in eine euphorische Stimmung. 

Den Abend lassen wir im vom Besitzer selbst restaurierten und in ein Hotel umgebautes Schloss ausklingen, dem Château Saint Genix (€ 84.00 inkl Frühstück für 2 Personen). Ein Hit und fast nicht zu toppen!


Hmmm… war es das Bier, der Weisswein, der Rotwein oder doch das Radeln 🤔… nein, heute fehlte mir der Apérol Spritz 🥴

Tag 5: Saint Genix - Lyon

Unsere heutige Etappe könnte man auch eine „Holländische“ Etappe nennen… nicht weil es Tulpenfelder gehabt hätte, nein, war einfach alles so schön flach.

Und wieder beeindruckten uns die endlosen Radwege. Vorbei an landwirtschaftlichen Kulturen, zahlreichen Wasserkraftwerken, schmucken alten Dörfern und geschichtsträchtigen Brücken. 

Schon fast zum meditieren luden die ruhigen bewaldeten Passagen, wo nur Vogelgezwitscher zu hören war, ein. 

Action? Bei einem U-turn blieb mein Rad im Morast stecken und ich war zu langsam, um aus den Klickpedalen rauszukommen 😡
Damian hatte trotz neuem Pneu und Schlauch einen Platten 😣
Via Rhona und Navi haben nur einmal enttäuscht und uns im Stich gelassen… ein paar Zusatzkilometer haben nicht geschadet 😀

Am Abend hatten wir das Glück, dass Damian einen Kollegen, Frank, kannte. Er machte mit uns Sightseeing à pied (grossartig, un grand merci Frank c‘était super). Dass Lyon ein Gourmet Tempel ist, können wir bestätigen.

Gewusst, dass Lyon 3 Flüsse hat?

Die Saone
Die Rhone

Und… den Beaujolais

Guet Nacht 😴😴😴

Tag 6: Lyon - Valence „Pleiten, Pech und Pannen“

Der Saône und dann wieder der Rhone folgend verliessen wir die 3. grösste Stadt Frankreichs und machten uns auf den Weg zu Frank, der uns zum Morgenkaffee eingeladen hatte. 

Diesen Kaffee verdienten wir uns (bzw Damian) nach dem ersten Pffff… 🌬 und Schlauchwechsel (der 2. von Damian). 

Das Schicksal bzw der Pfff… Luft draussen Effekt schlug ein 2. Mal zu. Und weil aller guten Dinge drei sind erwischte es den armen Damian zum 3. mal mit einem Platten am heutigen Tag 😡 

Wir sahen keine andere Möglichkeit als den Fahrzeugwechsel (siehe Foto) 🤣

Um Pleiten, Pech und Pannen gerecht zu werden gehörte ein ca 10 Kilometer Umweg dazu (Vom Weg abgekommen) und eine veritable Querfeldein Passage, welche jedes Mountainbike gefreut hätte 🥴

Doch das Wichtigste: Ziel Valence wenige Minuten vor dem grossen 
Regen erreicht 👍

Jetzt beschäftigen wir uns mit der EM: allez les bleus 🇫🇷

Tag 7: Valence - Orange

Vorab ein Wort zum Wetter: wir haben einfach Riesenglück. Kein Tropfen Regen und dabei habe ich Regenausrüstung dabei, die jedem Gewitter stand hält 💦

Das zweite Thema von heute: Platten… klar hat‘s bei Damian wieder eingeschlagen🙈 der Übeltäter: ein klitze kleiner Dorn. Jetzt hat Damian einen Schlauch mit Milch (tubeless ähnlich) montiert… wenndas nicht reicht 🤨

Aber zum Glück sind da die landschaftlichen Schönheiten, die so (vermeintlich) ruhig fliessende Rhone, welche weiter an Grösse bzw Breite zunimmt. Burgen, die wohl zu ihrer Zeit Geschichte schriebenund zahlreiche imposante Brücken. Wasserkraftwerke und Schleusen dürfen auch nicht fehlen. 

Gigantisch das AKW in Cruas: 4 Reaktoren… und werden als Hochrisikoreaktoren bezeichnet (Erdbebengebiet).

Heute werden wir uns noch die Unesco Welterben, das antike Theater und den Triumphbogen ansehen. 

Zum Abschluss werden wir ein Jazzkonzert auf der Piazza in Orange geniessen und gut schlafen, denn morgen steht die Königsetappe des ersten Teils auf dem Programm: auf den Spuren der Tour de France über den Mont Ventoux 💪😅





Tag 8: orange - Mont Ventoux - Avignon

Ja, heute wurden wir der via Rhona untreu.

Zu verlockend, ein Muss der Abstecher zum Königspass der Tour de France, dem Mont Ventoux den „Géant de Provence“. Schon von weit war er zu sehen. 1‘850 Höhenmeter waren in angenehmer SteigungvonBédoin aus zu bewältigen (max 11 %).
Imposant der Blick zum Gipfel, sobald man vom bewaldeten Teil in karge Kalksteinlandschaft kommt. Oben angekommen als einer von 100 erten Radler sieht man die TV Bilder der Rennfahrer wie sie sich hochquälen. Ja quälen, denn wen der Wind einsetzt ist es kein Vergüngen. Wir hatten heute einen Traumtag ☀️

Die Sicht vom Mittelmeer bis zu den schneebedeckten Alpen.

Und dann die Abfahrt nach Malaucène. Ein Asphalt zum träumen und Gas geben. 82,8 kmh Höchstgeschwindigkeit zeigte das GPS 😲

Weinberge, Olivenhaine und Pinienwälder begleiteten uns bei der Fahrt auf Rad- und abgelegenen Wegen nach Avignon. Provence zum träumen… das kannst du richtiggehend riechen 👌
Provence, du blühendes Land; je t‘aime.

Den Tagesabschluss geniessen wir in Avignon, der Stadt die Geschichte schrieb: Früherer Sitz des Papstes, Stadtmauer und der viel besungene Pont. 





Tag 9: Avignon zum Rhonedelta und weiter nach Saintes Maries-de-la-mer

The good news:
Das Rhonedelta erreicht und den Zeitplan wieder eingeholt da wir bis Saintes Maries-de-la-mer weiter radelten.

The bad news:
Wieder Pech hatte mein Freund Damian. Die abenteuerliche Fahrt (kürzeste Strecke) durch die Camargue. Defekt dh Gangschaltung funktioniert nicht mehr. Ursache wohl ein Sturz im Sand😡

Nachdem wir das prächtige Avignon verlassen hatten, gab es über 30 Kilometer pfeifengerade, eher eintönige Kopf runter und Pedalen Strecke 🥴

Dafür sorgte das Rhonedelta, die Abkühlung im Meer und die Weiterfahrt durch die idyllische Camargue für Glücksgefühle.

Wir machen jeweils keine Vorausbuchungen für‘s Hotel. Das wurde uns in Saintes Marie zum Verhängnis. Überall full house (Samstag)!

Lösung gefunden und hoffen, dass morgen Damians Velo repariert werden kann.


Tag 10: Saintes Maries-de-la-mer bis Sète

Heute starteten wir mit etwas Verspätung. Zuerst mussten die Velos vom Sand befreit und gereinigt werden. 

Die Route entlang den zahlreichen Plages, die gefüllten Parkplätze und  die ausgebuchten Hotels beweisen eindrücklich, dass die Covid geplagten Franzosen mit ihren rigorosen Einschränkungen, die gewonnenen Freiheiten ausgiebig geniessen.

Die Camargue ist wirklich traumhaft schön, aber immer flach zu fahren wird (mir jedenfalls) schon etwas eintönig. So gesehen ist die Fahrt bis nach Collioure so etwas wie als Überführungsetappen zu sehen. Klar die TdF Pros verladen ihre Fahrzeuge und lassen sich zum nächsten Etappenort chauffieren. 

Jedenfalls freuen wir uns, wenn‘s wieder heisst 10%, 12% Steigung… 😅



Tag 11: Sète - Port la-Nouvelle

Während die TdF Cracks in Massen stürzen, geniessen wir die Gegend Languedoc-Roussilion. Heute konnten wir uns nicht satt sehen an all den Schönheiten und geschichtsträchtigen Bauten. 

Den ersten wow Effekt erlebten wir in Béziers. Die Schleusentreppen am Canal de Midi  von Fonseranes (9! Schleusen), gebaut im 17. Jahrhundert, sind ein monument historique. 

An alle Familien: 1 Woche mit dem Hausboot muss ein Hit sein und alle haben genügend Gelegenheit, mitzuhelfen, dass das Boot sicher die Schleusen passiert. 

Narbonne: die Kathedrale, erbaut 1272 ist ein weiteres „demütiges“ Zeichen der Macht der Kirche 🤔

Das nächste Highlight war das Naturschutzgebiet Narbonnaise en Méditerranée. Ein grossartiger landschaftlicher Traum… und ca 20 Kilometer Gravel…

In Port-la Nouvelle angekommen hiess es Badehosen anziehen und ins Meer rausschwimmen. Welch ein Tagesabschluss 😀

Tag 12: Port-la Nouvelle an den Fuss der Pyrenäen, Maureillas-las-Illas

Der letzte Tag mit Meerluft bevor wir in 8 Tagen am Atlantik die raue Seite des Meeres beschnuppern. 

Schwer vorzustellen, was an der Kilometer um Kilometer langen Küste los sein wird, wenn sich die arg gebeutelten „Bleu“ von ihrem Schrecken erholt haben und die Strände überfluten 🙈

Da wäre noch anzumerken, dass wir wohl die Hotelgäste bis nach Penalty Ende nicht zur Ruhe kommem liessen… 

Die generell hervorragenden Radwege zeigen doch auch ab und zu ein anderes Gesicht. Jedenfalls prüften wir die Tauglichkeit unserer TREK Velos auf Herz und Nieren. Mit Bravour bestanden 👏

Maureillas-las-Illas gehört zu den wärmsten Gebieten in Frankreich. Für uns somit ein Muss, morgen rechtzeitig den ersten Pyrenäen Pass in Angriff zu nehmen.

Heute ruhen wir uns noch gut aus und schauen uns Federers Auftaktsieg 🤔, Schwedens Sieg und Deutschlands Ausscheiden an der EM oder wie auch immer es kommt…






Tag 13: Maureillas las Illas nach Prades oder festival des cols inconnus 👌

Das sympathische Ehepaar der Auberge du chêne in Maureillas servierte uns als einzige Gäste ein feines Menu nur mit Frischprodukten. Interessant das Gespräch mit dem Inhaber, welcher Ausbildner vonSicherheitsleuten des Geheimdienstes und ua für die UNO in der Schweiz gearbeitet hatte.

Gestärkt vom Frühstück machten wir uns an den ersten Pass der Pyrenäen. Unerwartete Landschaft und Vegetation, stark bewaldet und einsam; so könnte man das festival des cols inconnus unseresAuftakttages bezeichnen. Lange, sanfte Anstiege und ebenso lange fantastische Abfahrten. 

Zugegeben, dass es 5 Pässe waren, ist wohl dem Stolz lokaler Behörden zu verdanken, denn bis zur Passhöhe passierten wir jeweils einen zweiten Pass 🤔

Unser 5* lunch und die komfortablen Orte des Geniessens sind täglich identisch (siehe Foto) 😂

Noch etwas, das ich schon lange loswerden wollte, weil es von Anfang an auffiel: die Autofahrer der Grande Nation wissen wie man sich Velofahrern gegenüber verhält, die sich wie ortsunkundige Rowdies verhalten, welche weder vor roten Ampeln, Einbahnstrassen noch vor korrektem Kreisverkehr befahren zurückschrecken. 🙈 = wir 👏👌 = Grande Nation!

À demain 🤩



Tag 14: Prades nach Bolquère

48 Kilometer langer Aufstieg bis zum Col de la Llose. Das ist für uns beide ein Rekord.

Villefranche de Conflent ist ein geschichtsträchtiges Örtchen. Ende des 11. Jahrhunderts liessen ein Graf und ein Bischof zuerst eine Festung und dann eine Kirche bauen… Die Bevölkerung wurde erst danach angesiedelt. Man musste halt Prioritäten setzen.

Höhenmeter um Höhenmeter radelten wir durch die Pyrenées Orientales hoch zum Wintersportort Mont Louis. 

Die Festung von Mont Louis aus dem 17. Jahrhundert wird nach wie vor von der franz. Armee genutzt und kann nicht besichtigt werden.

Auch heute erwies sich die Routenwahl als top. Nacheinander überquerten wir die Pässe Col de la Llose, Col de Creu und Col de la Quillana. Der wohl berühmteste Pass war der Col de Creu (siehe top Passhöhenfoto 😂).

Die Landschaft erinnert ein wenig an den Jura. 

Unser Etappenort Bouqère wird in Kürze von der TdF passiert… wir haben also immer noch ein paar Tage Vorsprung. 

Tag 15: Bolquère - Tarascon sur Ariège

Französisch ist je nach Region wie Walliserdeutsch oder sonst ein Dialekt, der uns (Walliserdeutsch natürlich nicht mir 😉) nicht geläufig ist. Der Dialekt in den Pyrenées Catalanes ist jedenfallsnicht so einfach zu verstehenund verursachte doch das eine oder andere ❓

Auf der Panoramafahrt von Bolquère nach Ur stach uns der imposante Sonnenofen oder Sonnenwärmekraftwerk von Odeillo ins Auge. Bestens geeignet, hat man doch dort 3‘000 Sonnenstunden im Jahr.

Der Anstieg zum Col de Puymorens war wiederum eher lang und von bescheidener Neigung. Oben angekommen viel auf, dass in die Natur gehauene Skipisten störend auf die sonst wunderschöneLandschaft wirken.

Die Abfahrt nach Ax-les-Thermes bzw bis nach Tarascon sur Arièges kann so zusammengefasst werden: Kopf runter und laufen lassen… zwischendurch die eingeschlafenen Hände schütteln.

Die Unterkunft im Schlossähnlichen Hotel Manoir d‘Agnès ist dem heutigen EM Tag würdig.

Hopp Schwiiz uf em Wäg zum „bring en hei“ ⚽️

Tag 16: Tarascon sur Ariège - St. Lary

Von der „tristesse d‘hier soir“ im ⚽️ haben wir uns im Gegensatz zum Wetter (erstmals wolkig und Nebel aber kein Regen) gut erholt.

5 Pässe, die fast alle auch auf dem diesjährigen TdF Plan stehen waren heute das Highlight.

Der Col de Port soll einer der schönsten sein, was wir nicht bestätigen können; kann auch an der fehlenden Weitsicht gelegen haben 🌫

Herausgestochen ist der Aufstieg zum Col de Péguère mit 20% iger Steigung und somit erster „climbing“ Charaktertest 😅

St. Girons auch als schöne und interssanter Ort gepriesen, war eine glatte Enttäuschung und wirkte eher heruntergekommen und wenig einladend.

Etappenort: St. Lary. Die Instruktionen der Verhaltensweise, Zimmerfindung, Nachtessen und Frühstück durch den Besitzer erforderte höchste Konzentration. Vielleicht sollten wir heute Abend noch eine Übung machen, um nicht zu riskieren, morgen eingeschlossen zu bleiben 🤣



Tag 17: St. Lary - Arreau

Es brauchte einen zusätzlichen Tag bis der EM Schock überwunden war, deshalb weinte der Himmel erst heute. Entsprechend „durften“ wir unsere Regenbekleidung ausgiebig testen 😫

Wären da nicht die hervorragenden Passstrassen und der spärliche Verkehr hätte die Etappe auch in der Schweiz sein können…

Somit gibt es heute nichts von Interesse zu erzählen. 

Wir nutzen die Kleiderbügel, hängen alles irgendwo im Zimmer auf und hoffen, dass bis morgen alles trocken ist.

Tag 18: COL DU TOURMALET der Königspass der Pyrenäen

Die Freude auf den heutigen Tag war riesig. Bei wolkenlosem Himmel den Col d‘Aspin und anschliessend DEN Pass schlechthin, den Col du Tourmalet bezwingen. Welch ein Glück 👌

Schon x-mal habe ich die TdF Cracks hochstrampeln, leiden und einbrechen sehen… am TV.

Beide Pässe ein Highlight erster Güte: so richtig Pyrenäen wie wir uns das vorgestellt haben. 

Die Strassen könnten besser nicht sein. Kein holpern, nicht die kleinste Unebenheit… da kommt man aus dem Staunen nicht raus. Aber eben… in wenigen Tagen fährt der TdF Tross hoch und weil Millionen im TV zuschauen, werden die Bilder beste Werbung sein und animieren auch mal hinzufahren. 

Achtung: eine Gefahr besteht: der Wind! Da musst du aufpassen, dass es dich nicht auf die andere Strassenseite weht 🌬🌬🌬

Dankbar wie wir sind, fuhren wir zur Übernachtung zu einem der berühmtesten Wallfahrtsorte auf der Welt: nach Lourdes. 

Tag 19: Lourdes - Oloron-Saint-Marie

Ein paar Worte zu Lourdes: der Wallfahrtsort leidet enorm unter Covid… Hotels geschlossen, Restaurants und Läden teilweise auch zu und an der täglichen Prozession war ein bescheidenes Häufchen Gläubiger (5-700), sonst bis 20‘000 😮

Heute Morgen mussten wir uns motivieren aufzubrechen. Regen! Aber harte Kerle lassen sich von Nässe wenig beeindrucken. 

Col de Soulor im Nebel, nix gesehen… Col d‘Aubisque freundlicher und Weitsicht… Col Marie Blanque Nebel, nix gesehen. 

Regen = alles nass, dh Regenjacke 👍, Regenhose 👍, Oberrohrtasche 😡, Unterrohrtasche 😡, Schuhüberzüge 😡; was nichts anderes heisst, als alles in Plastiksäcke verpacken…

Da morgen wieder Regen angesagt ist, teilen wir die lange Etappe in zwei Teile auf und hoffen ein günstiges Zeitfenster zu finden 🙏

Tag 20: Oloron - Saint Etienne de Baigurry

Die Entscheidung, die „letzte“ Etappe zu teilen erwies sich als goldrichtig. Drohende Regenwolken begleiteten uns die ganze Zeit. In Saint Etienne de Baigorry angekommen begann es zu regnen. 

Wäre da nicht die Architektur der Häuser, hätten wir uns heimisch gefühlt. 

Die Etappe führte uns über zwei Pässe, den Col d‘Osquich und den Col de Gamia. Die Ortsanschriften sind zweisprachig, befinden wir uns doch im französischen Baskenland. 

Schmuck das Pilgerstädtchen St-Jean-pied-de-port und seine interessante Geschichte und der Herberge für Pilger in der Citadelle.

Zum Schluss noch Damian‘s Sympathie Standard Frage die auf der Reise Tür und Tor öffnete: qui a gagné contre la france? 😂😂😂

Arratsalde ederra!

Tag 21: Saint Etienne de Baigorry - Biarritz - ZIEL

Wie sang doch B.J.  Thomas 1969?

„Raindrops keep falling on my head“

Als wäre nichts geschehen, liessen wir dieses Unwetter über uns ergehen, denn Biarritz rief!

Der Col d’Ispeguy oder von der spanischen Seite Izpegi ist gem. Literatur wunderschön… wir glauben es… 

Und so kam es, dass wir diese landschaftliche Perle als ein in Nebel und Wolken verhüllte nasse Strasse in Erinnerung behalten… leider

In Biarritz angekommen, genossen wir frisch geduscht (und gestylt 🤣) den sonnigen Abend am tollen Strand, die Surfer beobachtend bis der Hunger sich meldete. 

Das war‘s 👌💪👍❤️

21 intensive, spannende, erlebnisreiche Tage von Zug über den Furkapass entlang der Rhone an das Mittelmeer und durch die Pyrenäen zum Atlantik nach Biarritz gingen heute zu Ende.

Eine Bilanz ziehen? Fast zu früh. Die intensiven Erlebnisse für Augen, Ohren und Gaumen bedürfen noch einiger Verarbeitung. 

Höhe- und andere Punkte hervorzuheben fällt schwer und sind je nach Sichtweise subjektiv. 

Die Zahlen:

Kilometer: 2‘347
Höhenmeter: 25‘598
Pässe: 27


Ein spontaner Versuch:

Via Rhona durch traumhafte, idyllische und abwechslungsreiche Landschaften

Die Etappen von Sété und Port la Nouvelle

Fahrradwege vom Feinsten und dann mal wieder knüppelharte Feld und Trailwege

Damian‘s Plattenpech 

Die unzähligen Sehenswürdigkeiten wie zB das Beinhaus in Leuk, die Stadt Lyon, der Pilgerort St Jean-pied-de-port, die Dörfer, welche jahrhundertalte Geschichten erzählen und und und

Die Pyrenäen, die wir uns landschaftlich karger vorgestellt haben und (für mich mit grossartigen Ausnahmen) landschaftlich nicht allzu spektakulär wirkten. 

Der sportliche Aspekt bot uns alles was das Herz begehrt. Die legendären Tour de France Pässe wie Mont Ventoux, Col du Tourmalet und Col d‘Aubisque; unbekannte Pässe mit knallharten Anstiegen, Abfahrten die uns in einen Geschwindigkeitsrausch versetzten sowie endlos scheinende Flachetappen. 

Nicht zu vergessen die kulinarischen Köstlichkeiten begleitet von hervorragenden regionalen Weinen.

Last but not least schon zum x-ten Mal die tolle Freundschaft mit Damian, die Verlässlichkeit, lockere Dialoge, interessante Gespräche und den identischen Weingeschmack 🍷 Danke für die unvergesslichen drei Wochen „vive la France“ 🙏