von Davos zu den Dolomiten; Dolomiten nach Innsbruck; Schruns nach Davos - einmal mehr eine atemberaubende Route mit unkonventionellen Alpenübergängen.
von Davos zu den Dolomiten; Dolomiten nach Innsbruck; Schruns nach Davos - einmal mehr eine atemberaubende Route mit unkonventionellen Alpenübergängen.

5. gemeinsamer Transalp

 

Wir, das sind Damian und ich (Hugo), setzen unsere, vor 5 Jahren in den französischen Alpen gestartete  MTB Alpencross Tour auf nicht alltäglichen Routen fort. Die Faszination, Hindernisse (abentuerliche Alpenüberquerungen, unwegsames Gelände etc.) nicht zu umgehen, sondern als Herausforderung zu bewältigen, erfüllt uns immer wieder mit ganz besonderen Glücksgefühlen. Die ausgewählten Wege, Pfade oder gar nicht gekennzeichneten Traversen bescheren uns Eindrücke, welche sich in unseren Erinnerungen einbrennen und unsere Anstrengungen lohnenswert machen.

...ja und wer weiss: vielleicht hat mal jemand Lust, die Herausforderung auf unseren Spuren anzunehmen.


Unsere Tour 2018 starten wir am 11. August und beenden sie am 25. August

 

Der Transalp führt uns über tolle Pässe und Trails, wie z.B. Scalettapass, Chaschauna, Val Mora, Stilfserjoch und dann den Goldseetrail, Vigiljoch, Seiseralm, Trieserpass, Brenner (nicht Autobahn…), Patscherkofel und das Schlappinerjoch

 

Der Start erfolgt in Davos mit dem Ziel Wolkenstein.

 

1. Etappe: Davos über Scalettapass zum Pass Chaschauna nach Livigno. ca 53 Km und 2'400 Hm

2. Etappe: Livigno - Val Mora ins Münstertal und rauf auf das Stilfserjoch (via Alp Prasüra). ca 50 Km und 2'200 Hm

3. Etappe: Stilfserjoch (Goldseetrail) - Tscherms ca 105 Km und 2'100 Hm

4. Etappe: Tscherms - Barbian . ca 70 Km und 3'100 Hm

5. Etappe: Barbian - Wolkenstein. ca 50 Km und 2'800 Hm

je nach Geländeschwierigkeit müssen die einzelnen Etappen etwas gekürzt und eine 6. Etappe eingeschoben werden...

evtl. Ruhetag...

6. Etappe: Rundkurs in Wolkenstein

7. Etappe: Wolkenstein - Sterzing. ca 75 Km und 1'950 Hm

8. Etappe: Sterzing - Mattei am Brenner. ca 50 Km und 1'650 Hm

9. Etappe: Mattei am Brenner - Innsbruck. ca 35 Km und 1'300 Hm

10. Etappe: Zug von Innsbruck nach St. Anton am Arlberg dann MTB nach Davos via Schlappinerjoch. ca 73 Km und 3'150 Hm


Die Route im Höhenprofil mit Angabe der Wegebeschaffenheit



1. Etappe Davos-Livigno; 51 KM + 2‘095 HM

Top fit um 04.45 beim Frühstück... anschl. mit Zug nach Davos. Begeisternder Auftakt: angenehmer Aufstieg zum Scalettapass mit tollem Trail runter nach S chanf. Die nächsten 1‘000 HM begannenharmlos.Nur die letzten 200 HM zur Alp Chaschaun verlangten eine Höchstleistung. Belohnt wurden wir von Verena,  die mit ihrer Familie die Alp bewirtschaftet, mit einem feinen Apfelstrudel. Der Aufstieg zum Chaschaunapass war ein Härte- oder Charaktertest... mindestens 25% Steigung😥
Umso rasanter ging es runter nach Livigno: Durchschnittsgefälle von 18% 😛
In Livigno  haben wir die Apéro Tradition der Vorjahre aufrechterhalten... (siehe Foto)

2. Etappe: Livigno-Alpisella-Val Mora-Stilfserjoch: 53.5 Km / 2‘184 Hm

08.00 und schon lacht uns die Sonne an. Am Lago di Livigno vorbei ging es hoch zur Alpisella. Während dem Aufstieg flogen professionelle Biketeams förmlich an uns vorbei... als wärenwirStatisten😩Dabei war es für uns der erste Härtetest des Tages 😅 Die malerische Umgebung versüsste die runterlaufenden Schweisstropfen 😛 Der nächste Farbtupfer war der Blick zum Lago di San Giacomodi Fraele. Der Single Trail ins Val Mora war schlicht der Hammer: entlang von Bergkiefern und Arven, über Geröllfelder und Wurzeln. Als Downhill nach Santa Maria Mustair liessen wir es uns nicht nehmen, den Wanderweg anstelle der Forststrasse zu befahren. Knackig! Das  Dessert war der 1‘400 M Aufstieg zum Stilfserjoch. 
Mein „bellender“ Freund Damian hatte mit seiner Bronchitis ein zusätzliches, nicht wünschenswertes Handicap 🤮 Hoffentlich wird es besser.
Noch etwas: solche Bike Stationen wären in unseren Alpen auch wünschenswert und hilfreich. Übrigens inkl 5 Ladestationen für E Bikes 👍 


3. Etappe: Stilfserjoch-Goldseetrail-Meran: 80 Km / 638 Hm

Zum Auftakt ein kurzer, knackiger Aufstieg (100 HM), der beinahe das Frühstück gefärdete, zur Dreisprachenspitze (das deutschsprachige Süditirol, das rätoromanische Bündnerland und die Lombardei).Dort starteten wir zu einem unglaublich langen, fordernden, einzigartigen Downhill zur Stilfserbrücke. Insgesamt vernichteten wir mit den zwischenzeitlichen, kurzen Aufstiegen gegen 2‘000 HM. Faszinierend der Goldseetrail (Bikefreaks, das ist ein Must eures Palmares!) mit ständigem Blick zum Ortler... in der Theorie, denn in der Praxis ist höchste Fahr-Konzentration gefragt... einSturzwäre definitiv nicht empfehlenswert. Von der Furkelhütte ging es auf Wanderwegen rauf und runter über Almen. Die ständig geforderte Fahrtechnik sei es zum Ausweichen von Steinen, Geröll,Wurzeln und frischer Kuhsch... , zum Überrollen von Absätzen war ermüdender und dauerte länger als gedacht. Deshalb und aufgrund von angekündigtem Gewitter entschlossen wir uns nach Meran den Radwegvon Prad auszu befahren. Ganz, ganz toll: immer leicht abfallend, entlang von prächtigen Apfelplantagen und dem Fluss Etsch; ein wahrer Genuss.

Aufgefallen: schon bald sind wir als mit eigener Muskelkraft fahrende Biker Exoten. Die E-Biker sind definitiv auf dem Vormarsch 😩

4. Etappe: Meran - Klobenstein; 53.4 Km / 2‘463 H

Die 4. Etappe „verwöhnte“ uns mit „kneif dich in den ...“ Passagen. Der Passstrassenaufstieg nach Hafling war eine Art Aufwärmstrecke. A propos Hafling: ja genau von dort kommen die zähen, ausdauernden Haflinger Pferde... keine Schweizer Armeefahrzeug Erfindung😉
Über das Auener Jöchl runter zum Putzer Kreuz konnten wir unsere Fahrkünste auf einem tollen Wanderweg / Trail unter Beweis stellen. Der nächste Aufstieg zum Tanzbachtal verdiente den Namen nicht... von beschwingtem und lockerem Aufstieg konnte man bei qualvollen 15 - 19 % Steigung nicht sprechen 😥 Aber wir sind hart im Nehmen... kommt dazu, dass wir plötzlich vor einer Schranke standen mit explizitem Fahrradverbot des Landeskreisgerichts... umkehren? Nein kein Thema... der Grund: privates Jagdgebiet... glücklicherweise wurden wir nicht mit irgendwelchem Wild verwechselt 😂 keine Jagdsaison!
Na ja und das Unterkunftsuchen war dann auch nicht ohne ☹️ Ferragosto das Übel... 
Trotzdem, wenn zwei tolle CH Jungs aufkreuzen lässt sich halt schon was organisieren 😂


5. Etappe: Kolbenstein - Seiser Alm: 37,5 Km / 1‘‘827 Hm

Nicht der geplanten Route folgend, stürzten wir uns auf einem seehr steilen Wanderweg runter ins Tal auf 280 MüM... was folgte ist klar... wir „kletterten“ wieder rauf zur Seiser Alm, derhöchstenHochalm Europas. Schwitzend durften wir uns nach jeder Serpentine die Touris in den Gondeln anschauen, welche lächelnd HM um HM ohne Anstrengung überwanden. 
Oben angekommen eröffnete sich uns ein einzigartiges über 56 km2 grosses Hochplateau eingebettet in den Schlern und die Lankofelgruppe.   Wanderer ohne Ende und mindestens 60 Biker bevölkerten die Alm. Wir haben keine e-bike Phobie, aber gerade mal ein einziger „normaler“ Biker... ausser uns. 
Weil es eine schöne und einzigartige Alm ist, entschlossen wir uns gleich eine Bleibe zu finden. Interessante Gespräche mit stolzen Südtirolern bereicherten den Abend.
Schluss für heute... ich gehe 😴

6. Etappe: Seiser Alm - Brixen; 55 KM / 1‘318 HM

Du wachst auf und siehst das Bild des ersten Fotos: Augen reiben! Träume ich? Nein so „kitschig“ war‘s heute um 08.00 auf der Seiser Alm. Da legst du nach dem Frühstück mit voller Energie los. AufdemViktor Röthlin Track (dieser ist 18.4 KM lang - wobei wir nur einen Teil abstrampelten) erkundeten wir die Alm. Dann rockten wir erstmals zu Tale nach St. Catarina und gleich weiter nach St.Ulrich wodie ersten Bremsbeläge ersetzt werden mussten. Die Dolomiten, die Almen... Grund immer wieder anzuhalten und zu staunen😀
Der Aufstieg zum Broglesattel war schweisstreibend😅😛 zeitweise bis zu 24 % Steigung überforderte unsere Tretfähigkeiten... nun ja wir sind auf einem Transalp. Ohne Schiebe- oder Tragepassagen wäre das für uns wie die Nachtessen ohne eine Flasche guten 🍷
Insgesamt vernichteten wir am heutigen Tag 2‘730 HM... Trails, Trails, Trails.
So viele super Downhill Trails die allen Ansprüchen genügen, fuhren wir noch nie in einem Transalp👍
Genug der Worte... jetzt ist Apérol Time

Der abrupte Abstieg ab KM 27.5 ist die Folge des zu spät eingeschalteten Navi - d.h. wir balancierten den Wanderweg runter von der Seiser Alm nach St. Catarina


7. Etappe: Brixen via Schlüsseljoch nach Steinach a.B.: 82.3 KM / 1‘877 HM

Wie heisst es doch: am 7. Tag sollst du ruhen... aber bei diesem Wetter mussten wir die biblische Vorgabe ignorieren...
Mit kleiner Verzögerung, weil Damian Zahnpaste für 7 € kaufte (was bei genauem Hinsehen aber Gebisshaftcrème war...) - nun ja, der Umtausch überforderte die Kassiererin und die Warteschlange nahm zu.... 
Die Fahrt entlang der Eisack war ein angenehmer, lockerer Einstieg zur langen Etappe. Auffallend, dass Wasser auch hier Mangelware ist. 
Als weiteres unbekanntes, beschauliches Tal entdeckten wir das Pfitschertal. Der Blick ins Talende zu den Zillertaler Alpen zeigt denn auch wohin uns der Weg hätte führen können. Wie üblich suchten wir jedoch den Aufstiegskick und „kletterten“ zum Schlüsseljoch hoch. Damian meinte: ein weiterer Charaktertest... 😀
Der Downhill über Schieferplatten und ein Steinmeer war dann der Qualitätstest für unsere Bikes 😂
In der Enzianhütte um 15.00 Uhr gab es endlich etwas zu essen (sonst ernährten wir uns von Riegel und Powergel): einen leckeren Apfelstrudel mit Vanillesauce und Rahm für 4 Euro 👍 
Das Restprogramm war Zugabe in Form eines lockeren Downhills. 
Nicht von Interesse aber trotzdem: mein Verdauungstrakt rebellierte von (zu viel) Apfelschorle mit Traubensaft... unangenehm beim Radfahren 🙈
...dann gönne ich mir halt jetzt einen Radler.., und tschüss bis morgen.

Der abrupte Abstieg ab Km 57 war wiederum das ausgeschaltete Navi… wobei wir nach der Enzianhütte eine Forststrasse runterfuhren


8. Etappe: Steinach a.B. via Patscherkofel nach Innsbruck

Der Start in die heutige Etappe war harzig... die Kontrolle der Bremsbeläge und Scheiben zeigte gar nichts Gutes: ich hatte gerade mal 1.2 mm anstatt mindestens 1.5 mm = gefährlich 🤭
Gibt zu Hause noch Rückfragen beim Velohändler (Service mit Hinweis auf Transalp machen lassen). Na ja vielleicht bremse ich zuviel beim Downhill 🤔Nun gut als es endlich los ging begeisterte uns die Landschaft und die wunderschönen, wie aus dem Ei gepellten Bauernhöfe mit den von vielen Blumen behangenen, dazugehörenden viel Charme versprühenden Wohnhäuser. Der Aufstieg zur Meissnerhütte im Mühltal war ein Forstweg mit angenehmer Steigung (500 HM).
Für die nächsten 500 HM zum Patscherkofel war fast nur schieben angesagt. Oben angekommen war der Blick nach Innsbruck eine Augenweide. Der anschliessende Trail forderte die MTB‘s einmal mehr auf‘s Äusserste. Beweis: Damian verlor auf der Strecke 4 Speichen... somit heisst es  Bike Shop aufsuchen!
Aktuell sitzen wir im Zug, der mit 160 kmh Richtung St. Anton rast. Diese Passage hat uns nicht gereizt als Bikestrecke. 
Und Tschüss bis morgen.


9. Etappe: St. Anton - Zug... kein Witz 😡

Der Tag begann vielversprechend: tolles Wetter und die 3 Bikeshops waren um 09.00 Uhr geöffnet. Der Reparatur von Damian‘s Bike stand nichts im Weg... meinten wir...
Keines der Geschäfte hatte die „exotischen“ Speichen für Damian‘s Rocky Mountain. Eine Fortsetzung des Transalp mit 4 Speichen sinnlos, ohne mit weiterem Ungemach rechnen zu müssen. Zudem verlor der Tublessreifen trotz Rep. Luft... 

Enttäuschung, Ärger und Frust bestimmten unsere Gefühlslage 😡
Wohl oder Übel endete unser Transalp vorzeitig und die Rückkehr mit ÖV war unvermeidbar.

Glücklicherweise genossen wir gestern Abend ein gutes Essen und eine herrliche Flasche Amarone 🍷 ist zwar keine sportliche Leistung, dafür eine doch wohltuende Gaumenfreude😀

Fazit der Tour:

Wir entdeckten teilweise unbekannte, wunderschöne Landschaften

Wir erlebten die aufgestellten, glücklichen und zufriedenen (gilt auch für die Landwirte!) Südtiroler und deren unbekümmert, lockere, angenehme 1a Gastfreundschaft.

Highlights:
dazu gehörte der knüppelharte Schiebe-Aufstieg zum Chaschaunapass; der doch sehr steile aber fahrbare Aufstieg zur Alpisella; der einzigartige 3 3/4 Stunden dauernde Downhill vom Stilfserjoch über den Goldseetrail nach Prad; die atemberaubend schöne Seiser Alm; der nachfolgende Downhill nach S. Catarina; die mächtigen Dolomiten und und und 

Distanz: 463 KM
Höhenmeter: über 13‘000

Nun gilt es, dass Damian die an seinem, vor 9 Tagen gekauften, Rocky Mountain entstandenen „Wunden“ fachmännisch behandeln lässt. 

Leider endete der Transalp zu früh. Klar, was die MTB’s in diesen 8 Tagen an Strapazen (Trails, die den Federweg voll ausschöpften, Steine und Geröll   Räder und Felgen auf die Probe stellten) aushalten mussten, verdient unsere Anerkennung aber auch „Mitleid“ für das Material... 

Es war wiederum eine bereichernde, spannende und abwechslungsreiche Zeit mit meinem Freund Damian. 

Das Wichtigste: Materialschaden lässt sich leichter reparieren als eine Zwangsrückkehr aufgrund eines Sturzes. 

Unsere Überlegungen für das nächste Transalp Abenteuer sind beinahe wieder reif zur Veröffentlichung... 

Tschüss
😎

…aber halt, da kommt doch noch etwas dazu… - eine versöhnende Abschlusstour genannt "Zugerland Umrundung"

Wir schlossen den Kreis zurück vom Albishorn nach Zug… nur reichte der "Saft" des Navi's nach 11 Stunden nicht mehr...


Auf dem Rückweg (per Zug mit defektem Bike) vom Transalp hatten wir alle Zeit über den abrupten Abschluss zu sinnieren… 

Da hatte doch Damian noch ein Projekt auf Lager:

"Zugerland Umrundung" an einem Tag. Gesagt getan. Wir starteten 06.00 und kehrten müde, aber glücklich um 20.00 nach Hause zurück. 

140 KM (für Damian 152 KM da er Anfahrt zu mir von Cham hatte….), 4'000 Höhenmeter und knapp 11 Stunden reine Fahrzeit.

Wir müssen es erwähnen: 

 

das Zugerland ist ein Paradies, welches alles bietet, was ein Mountainbiker wünscht, ein Wanderer geniesst und das Herzen eines Ästheten der Landschaft höher schlagen lässt :-)

 

Via Höllgrotten auf den Zugerberg; über den Urzelenboden rauf zum Wildspitz; runter nach Steinerberg; rüber zur Bernerhöhe; rauf zur Rigi Kulm; runter zur Seebodenalp nach Küssnacht; rauf zum Michaelskreuz; runter nach Gisikon; weiter rauf zum Horben; rüber nach Hausen a.A. und Schlaussaufstieg zum Albishorn; zurück nach Zug… 

 

Letzter Downhill, schon ein wenig Müde, Konzentration nachgelassen und schon war's passiert: ich übersah einen Wurzelstrunk… mein Bike leider ebenfalls… und schon war der Abflug perfekt! Aber alles halb so schlimm, denn meine liebste Charlotte verarztete mich zu Hause bestens :-)

 

was für ein unglaubliches, faszinierendes, berauschendes, forderndes und beglückendes Abschlusserlebnis!